Menzingner und Pasinger Anzeiger vom 07.05.2008


Ins Licht gerückt - Odyssee einer Leica

PASING Anlässlich der Ausstellung "Ins Licht gerückt. Jüdische Lebenswege im Münchner Westen" in der Pasinger Fabrik kam Julie Kahn aus New York nach Pasing-Obermenzing, wo ihre Großeltern ein Haus in der Apfelallee besaßen. Sie brachte die Leica ihres 2001 verstorben Vaters als wichtiges Exponat in die Ausstellung. Ihre Großeltern sowie ihr Vater Erich konnten von hier im November 1939 in die USA emigrieren. Nach ihrem Onkel Siegbert ist sie bis her die einzige der Großfamilie Kahn, die Deutschland nach der Shoah besuchte.

Kamera vor Flucht vergraben

Vor der Auswanderung vergrub Erich Kahn, damals 15 Jahre alt, seine geliebte Leica, in Wachstuch eingewickelt, im Garten des Obermenzinger Hauses. Er hatte mit ihr ganze Photoalben gefüllt, von denen eines in der Ausstellung als Faksimile zu se hen ist, und wollte sie nicht an die Nazis abliefern müssen. Vielleicht hatte erauch die Hoffnung, eines Tages wieder nach Obermenzing zurückzukehren. Nach dem Krieg wurde ihm die Kamera von einem anonymen Absender an die neue Adresse in die USA geschickt.

Dank an Geschichtswerkstatt

"All den Mutigen gewidmet, die mir die Geschichte vieler Fami- lien erzählten, darunter die meiner eigenen Familie. Ich fühle mich geehrt, hier in München sein zu können, um mehr über das Leben meiner Familie zu erfahren. Viele wunderbare Erinnerungen werde ich mit nach New York nehmen. Jetzt verstehe ich, warum meine Vorfahren dieses Land liebten." Dies die Worte der ergriffenen Enkelin, mit denen sie sich –wie schon andere Angehörige zuvor– bei den engagierten Mitgliedern der Geschichtswerkstatt für die gelungene Ausstellung bedankt.

Die Ausstellung "Ins Licht gerückt. Jüdische Lebenswege im Münchner Westen. Eine Spurensuche in Pasing, Obermenzing und Aubing" ist in der Pasinger Fabrik, August-Exter-Str. 1, bis 25.5., Di - So 16 - 20 Uhr noch zu sehen. Eintritt frei, kostenlose Führung jeweils So. 11 Uhr, Begleitbuch 12 €.

Bildunterschrift:

Ein neues Exponat für die Ausstellung „Jüdische Lebenswege": Julie Kahn aus New York brachte den Fotoapperat ihres Großvaters mit, der vor seiner Flucht vor den Nationalsozialisten in der Apfelallee wohnte. Foto: privat


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