27.01.2023 Holocaust-Gedenktag in Obermenzing
Ein Brief aus Obermenzing nach New York
Trina Kuttner, eine Tante Simon Kahns, die von Memmelsdorf in Unterfranken nach München geflüchtet ist und vom 30.1.1939 bis 20.10.1941 in dem Haus in der Apfelstraße wohnt, schreibt von hier einen Brief an Verwandte in New York, mit denen sie als eine Art Familienoberhaupt die Kontakte aufrecht erhält. Aus den Worten der 80-Jährigen sprechen die Trauer über die völlige Isolation in der fremden Umgebung, die Sorge um die Zukunft und der unerfüllbare Wunsch, im freien Amerika bei den emigrierten Freunden und Verwandten zu sein, wo sie als junge Frau länger gelebt hatte.
Wann genau der Brief verfasst wurde und an wen er gerichtet ist, war bisher nicht bekannt, da der Briefkopf fehlt. Laut Aussage eines inzwischen verstorbenen Neffen von Frau Kuttner ist der Empfänger „a cousin in America.“.
Recherchen zu den Stammbäumen ergaben Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Memmelsdorfer Familien Kahn, Kaufmann und Goldmeier.
Der größte Teil der Namen in dem Schreiben konnte identifiziert werden. Es sind überwiegend Verwandte und Bekannte aus Memmelsdorf, die entweder auch nach München geflohen oder in die USA emigriert sind, wie man dem Kontext entnehmen kann.
Die Durchsicht von Passagierlisten bestätigte die Emigration der in den USA lebenden Personen und ermöglichte eine ungefähre Datierung des Briefes.
Am Ende kristallisierte sich heraus, dass der Brief an Manfred Goldmeier, einen Neffen von Trina Kuttner, und dessen Frau Helene, gerichtet ist, die Ende Mai 1940 in New York ankommen. Die Erwähnung, dass Fredi (Kahn) in wenigen Wochen die Schule beenden wird, datiert den Brief auf den Frühsommer 1941.
Das Haus in der Apfelallee in Obermenzing,
Foto Erich Kahn, ca. 1936
New York, Manhattan, 1954
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