27.01.2025 Internationaler Holocaust-Gedenktag
Gebt der Erinnerung Namen: Opfer der Shoah aus Obermenzing
Wie jedes Jahr seit 2017 fand am 27. Januar 2025, dem Tag des Internationalen Gedenkens an die Opfer des Holocaust, eine Gedenkstunde am Gebeugten Leeren Stuhl an der Kirche Leiden Christi in Obermenzing unter dem Motto „Das Erinnern darf kein Ende haben“ statt, wozu das Kulturforum München-West eingeladen hatte. Dabei wurde wie immer besonders der ermordeten Obermenzinger Juden gedacht, deren Biografien von der Geschichtswerkstatt Jüdisches Leben im Münchner Westen im Rahmen der Ausstellung „Ins Licht gerückt“ im Jahr 2008 recherchiert wurden.
Und doch war es diesmal ganz anders als in den Jahren zuvor! Denn die Namenslesung der Opfer übernahmen Schüler der 9. und 10. Klasse der Realschule an der Blutenburg unter der Leitung ihrer Geschichtslehrerin Frau Tako. Es war sehr beeindruckend, mit welchem Ernst die Jugendlichen die einzelnen Lebensgeschichten vortrugen und die dazugehörigen lebensgroßen Portraits präsentierten. So waren die Opfer irgendwie unter uns.
Eingestimmt auf das Thema waren die Schüler durch eine vorausgehende Klassenfahrt nach Nürnberg, wo sie die einschlägigen NS-Stätten und den Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse besuchten. Für das nächste Jahr hat Frau Tako die Teilnahme ihrer Schüler bereits zugesagt. Der Kontakt zur Realschule ist Frau Angela Scheibe-Jaeger, der stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturforums München-West, zu verdanken. Damit besteht die Hoffnung, dass die Erinnerung an den Holocaust weiterlebt und weitergegeben wird.
Frau Dr. Irmela Strohhacker erinnerte an den litauischen Überlebenden Zwi Katz, der vor 80 Jahren als Jugendlicher im sog. Todesmarsch durch das Würmtal getrieben wurde. Sie zitierte aus seiner Rede zur Einweihung des Todesmarschdenkmals des Bildhauers Hubertus von Pilgrim an der Blutenburg im Jahr 2001, in der er zur Versöhnung aufrief.
Zum Abschluss sprach Raoul Koether, stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises Gebeugter Leerer Stuhl, mahnende Worte angesichts der zunehmenden antisemitischen Stimmung in Politik und Gesellschaft.
Im Vergleich zu den früheren Gedenkstunden war diese sehr gut besucht.